Entwicklungszusammenarbeit: Effektiv, inklusiv und transformativ?

Image: Schablone

Kein one-size-fits-all Ansatz

Es bedarf einer strategischen Anpassung derzeitiger Partnerschaftsansätze für die Implementierung der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Die Agenda 2030 sieht Partnerschaften als zentrales Instrument zu deren Umsetzung vor. Unterstützung der Akteure bei verschiedenen Prozessen der Zusammenarbeit ist ein wichtiger Ansatzpunkt. Es wird Zeit, dass wir nach inzwischen mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrungen mit Partnerschaften in der Entwicklungszusammenarbeit die Stärken und Schwächen verschiedener Ansätze erkennen und diese strategisch bearbeiten.

Partnerschaften für eine transformative Entwicklung

Die Agenda 2030 sieht Partnerschaften als ein zentrales Instrument zur Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). SDG 17 besagt, dass die komplexen sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen der Zukunft nur in Zusammenarbeit aller gesellschaftlicher Akteure (Politik, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft) grenzüberschreitend und innerhalb von Ländergrenzen bewältigt werden können.

In der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ist der Partnerschaftsbegriff vorwiegend durch öffentlich-private Partnerschaften (PPPs) besetzt. Durch PPPs werden privatwirtschaftliche Entwicklungsvorhaben durch staatliche und privatwirtschaftliche Akteure gemeinsam finanziert und realisiert. Seit dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (2002) kommt ein breiteres Verständnis der Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Akteure in Multi-Akteurs-Partnerschaften (MAPs) hinzu. Diese gelten als innovatives Governance-Instrument, um die Entwicklungsziele auf spezifische Kontexte (Länder, Regionen, Kommunen oder Industrien und Sektoren) umzusetzen. In diesem Blog wurde bereits auf die Bedeutung der Initiative für Transparenz im rohstoffgewinnenden Sektor (Extractive Industries Transparency Initiative (EITI)) hingewiesen. Die EITI gilt als eine erfolgreiche Multi-Akteurs-Partnerschaft. MAPs werden als wichtige Triebfedern für die in der Agenda 2030 geforderte transformative Entwicklung gesehen.

Es muss strategischer zusammengearbeitet werden

Von der Politik bekommen Partnerschaften in der Form von PPPs als auch MAPs weiterhin starken Zuspruch, zum einen, weil sie Veränderungen anstoßen können; zum anderen, weil sie zusätzliche Ressourcen generieren können. Allerdings hat sich inzwischen gezeigt, dass Partnerschaften nicht immer und überall effektiv sind und die Umsetzung von PPPs und MAPs derzeit stark divergiert. Es ist daher wichtig, sie zielgerichtet zu unterstützen, um ihre Qualität zu steigern und ihr Potential für die Umsetzung der SDGs strategisch besser zu nutzen.

Derzeit entstehen zahlreiche Initiativen, um Partnerschaften für die Umsetzung der SDGs neu auszurichten. Diese Initiativen umfassen sowohl Unterstützungsangebote (z.B. durch finanzielle Förderung, Wissensaufbereitung und -vermittlung, sowie Beratungs- und Trainingsangebote) als auch Steuerungs- und Kontrollelemente (z.B. Prinzipien, Leitlinien oder Überprüfungsmechanismen). Global entstehen solche Initiativen derzeit u.a. auf Seiten der Vereinten Nationen, z.B. in Form der Partnerships for SDGs Online Plattform. Auf nationaler Ebene ist in Deutschland z.B. die Initiative Partnerschaften 2030 gegründet worden.

Kooperation kann erlernt werden

Bisherige Instrumente zur Unterstützung und Steuerung von Partnerschaften zeigen, dass diese sowohl die Quantität als auch die Qualität von Partnerschaften steigern können. develoPPP wurde Mitte der 1990er Jahre als Anreizsystem für ein stärkeres privatwirtschaftliches Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit geschaffen. Portfolioanalysen zeigen, dass nicht nur mehr, sondern auch entwicklungsrelevante Partnerschaften (z.B. bzgl. der Projektländerwahl) durch develoPPP entstanden sind. Allerdings wird kritisiert, dass ohne die Teilnahme z.B. der (lokalen) Zivilgesellschaft entwicklungspolitische Zielsetzungen gegenüber (außen-)wirtschaftlichen Interessen  nicht ausreichend vertreten werden.

Die Initiative Partnerschaften 2030 setzt darauf, inklusive Partnerschaften darin zu unterstützten, ihr transformatives Potential zu entfalten. Diese Unterstützung zielt vor allem darauf ab, aus der sehr breiten Beteiligung in MAPs, mit Akteuren mit unterschiedlichen Ressourcen und Interessen zusammen Synergien und gemeinsame Strategien zu entwickeln. EITI bietet zur Unterstützung dieser Prozesse z.B. Trainings zur Stärkung lokaler Akteure an. Aufgrund ihrer aufwendigen Umsetzung werden MAPs häufig als (kurzfristig) nicht effektiv gesehen.

Fehlt Partnerschaften genügend Effektivität?

Der potentielle Mehrwert von Partnerschaften in der Umsetzung der SDGs kann durch zielgerichtete Unterstützung und Steuerung deutlich erhöht werden. De facto gehen die Ansätze zur Unterstützung und Steuerung derzeit aber stark auseinander. Eine kohärente Strategie ist derzeit nicht ersichtlich. Einerseits wird die nationale Zivilgesellschaft durch Initiativen wie die Partnerschaften 2030 in umfassenden Dialogprozessen auf die Teilnahme an strategischen Partnerschaften mit der Wirtschaft vorbereitet. Anderseits ist die Teilnahme lokaler zivilgesellschaftlicher Akteure in PPPs mit der Wirtschaft zwar möglich, aber nicht ausschlaggebend für eine erfolgreiche Bewilligung dieser Vorhaben.

In Anbetracht des global derzeit wieder gesteigertem Interesse von Regierungen an einer primär wirtschaftlichen Zusammenarbeit (u.a. durch PPPs) und den gleichzeitig zum Teil gravierenden Einschränkungen, welche zivilgesellschaftliche Akteure erfahren, ist es wichtig, diese nicht außen vor und damit „zurückzulassen“. Vielmehr sollten bestehende Ansätze zur Umsetzung der SDGs durch Partnerschaften angepasst werden. So könnten die Prinzipien effektiver Entwicklungszusammenarbeit auf Partnerschaften angewandt werden, d.h. durch transparente und inklusive Prozesse und eine lokale Verankerung von Partnerschaften in nationalen Entwicklungszielen. Erfolgsbeispiele, wie die EITI, können wichtige Ideen zur verbesserten Umsetzung aufzeigen um diese über Unterstützungs- und Steuerungsinitiativen auf andere Partnerschaften zu übertragen.

Stärken und Schwächen Kontext-spezifisch in Einklang bringen

Das Ziel dieser Lernprozesse soll und kann, schon allein aufgrund der gleichzeitigen Bindung an nationale Entwicklungsziele, kein one-size-fits-all Ansatz für die Umsetzung von Partnerschaften sein. Trotzdem werden Minimalanpassungen nicht ausreichen, wenn man das transformative Potential von Partnerschaften für die Implementierung der SDGs nutzen will. Nach inzwischen mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung mit Partnerschaften in der Entwicklungszusammenarbeit müssen die Stärken und Schwächen verschiedener Ansätze erkannt und strategisch in Einklang gebracht werden. Nur wenn Partnerschaften effektiv und inklusiv sind, können sie auch transformativ sein.

Image: Anne Ellersiek

Anne Ellersiek ist Wissenschaftlerin an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in der Abteilung ‚Globale Fragen‘ und im SFB 700 Teilprojekt D1 - Entwicklungspartnerschaften in Räumen begrenzter Staatlichkeit: Impact, Erfolgsbedingungen und Meta-Governance

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