Drei Fragen an… Anna-Katharina Hornidge

Seit 1. März 2020 ist Professorin Dr. Anna-Katharina Hornidge neue Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE). Die Newsletter-Redaktion war mit ihr im Austausch darüber, welche ersten Ziele und Herausforderungen sie für ihre Arbeit am DIE sieht und was sie in diesen Tagen bewegt.

Photo: Anna-Katharina Hornidge neue Direktorin des DIE, Photo: Benjamin Westhoff, ©DIE

Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des DIE, Photo: Benjamin Westhoff, ©DIE

Redaktion: Worauf freuen Sie sich am meisten im Rahmen Ihrer neuen Aufgabe als Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE)?

Anna-Katharina Hornidge: Ich freue mich darauf, mit dem gesamten Team am DIE, dieses ganz besondere fachliche und partnerschaftliche Feld, das wir hier am Institut bearbeiten, auszufüllen. Dieses liegt zwischen empirischer Entwicklungsforschung und Theoriediskussion, einem offen kommunizierten Anwendungsbezug, politischer Beratung sowie universitärer Lehre und Ausbildung. Das ist eine breite Aufstellung, die uns die spannende Möglichkeit bietet, uns wissenschaftlich und gegenwartspolitisch immer wieder selbst herauszufordern.

Redaktion: Welche Rolle sehen Sie derzeit für globale Kooperation und Entwicklungsforschung in Zeiten von Corona?

Anna-Katharina Hornidge: Die Coronakrise unterzieht die Strukturen globaler Kooperation und Zusammenarbeit einem Test. Sind sie und der sie definierende Solidaritätsanspruch trag- und arbeitsfähig in Zeiten zunehmender Grenzziehungen? Zahlreiche unserer Partnerländer in Asien, Afrika, Lateinamerika werden massiv von der Krise betroffen sein. Einige sind es bereits. Die Aufgabe von Entwicklungsforschung und -politik ist es, im Sinne eines globalen Gemeinwohls Gesundheitssysteme, Wirtschaft und Sozialsysteme in unseren Partnerländern bei der Bewältigung der Krise zu stützen. Deutschland muss sich fragen, welche Rolle es in und nach der Krise im internationalen Staatengefüge spielen möchte – und entsprechend jetzt handeln. Der Vorsitz Deutschlands im Rat der Europäischen Union, den wir in der zweiten Hälfte des Jahres übernehmen, stellt hier eine Möglichkeit dar, eine entwicklungspolitische Vorreiterrolle zu demonstrieren.

Redaktion: Was würden Sie gerne nach 100 Tagen im Amt sagen können?

Anna-Katharina Hornidge: Meine ursprünglichen Pläne sahen vor, einen Meeresgovernance-bezogenen Forschungsschwerpunkt zu etablieren. Außerdem wollen wir die Drittmittelstrategie am Institut weiter ausbauen. Inhaltlich möchte ich die aktuelle Forschungsstrategie des Institutes gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen reflektieren und wir wollen uns mit der Frage befassen, für welche Wissenschaft, Politikberatung und Ausbildung das DIE unter der neuen Leitung steht. Diese Punkte sind weiterhin wichtig und ich werde sie angehen. Sie wurden aber durch die aktuelle globale Situation ergänzt: Im Moment steht im Fokus, dass wir die Gesundheit und die besonderen Lebensumstände unserer Mitarbeiter*innen im Blick haben und gleichzeitig sicherstellen, dass wir unser Mandat auch unter diesen besonderen Umständen als Institut erfüllen. Ich möchte mich daher an dieser Stelle ganz besonders für das besondere Engagement aller Mitarbeiter*innen des DIE in diesen dynamischen Zeiten bedanken: Ich danke allen im administrativen Bereich, die mich und die Geschäftsleitung darin unterstützen, flexible Lösungen zu realisieren, und allen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, die in dieser durch große Unsicherheiten geprägten Situation Forschung, Ausbildung und Beratung des Instituts weiter sicherstellen. Mein Dank gilt außerdem dem lebendigen Netzwerk des DIE, Ihnen und vielen weiteren Partnern und Freunden des Instituts, die unsere Kooperationen gerade virtuell und kreativ weiter aufrechterhalten. Auf Basis dieser großen Unterstützung blicke ich daher dennoch positiv und mit viel Freude auf die ersten, und folgenden, Wochen im Amt.