Doktorand*innen berichten: Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen

Photo: Christoph Sommer arbeitet im Forschungsprojekt Soziale Kohäsion in Afrika am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Christoph Sommer, ©DIE

Wie sollten Finanzsysteme ausgestaltet sein, um kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) einen guten Zugang zu externer Finanzierung zu ermöglichen? Dieser Frage geht Christoph Sommer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE), in seiner Doktorarbeit nach. KMU kommen in Niedrig- und Mitteleinkommensländern eine besondere Rolle zu, da sie einen Großteil der Unternehmen ausmachen und für mehr als die Hälfte der formellen Jobs verantwortlich sind (deutlich mehr sogar, wenn man informelle Jobs berücksichtigt). Zudem tragen KMU dazu bei, wirtschaftliche Entwicklung inklusiver zu gestalten und dadurch Armut und Einkommensungleichheiten zu verringern. Gleichzeitig aber stehen KMU vor besonderen Herausforderungen, externe Finanzierung zu bekommen, da sie häufig die üblichen Bedingungen für eine Kreditprüfung wie Sicherheiten (verbriefter Grundstück- und Immobilienbesitz), geprüfte Jahresabschlüsse, Kredithistorien und ähnliches nicht erfüllen.

Entwicklungen und Trends, wie zum Beispiel ein wachsender Mikrofinanzsektor oder die zunehmende Digitalisierung im Finanzbereich, verändern die Akteure und Instrumente im Finanzsystem. Es gilt, die Folgen dieser Veränderungen für KMU zu verstehen und durch entsprechende Politikinterventionen positiv zu gestalten. Im ersten Teil seiner Doktorarbeit betrachtet Christoph Sommer die Wechselwirkungen zwischen dem Mikrofinanzsektor und der KMU-Finanzierung von konventionellen Finanzinstitutionen. Ziel der Forschung ist es, zu beleuchten, wie ein starker Mikrofinanzsektor mit funktionierender KMU-Finanzierung durch konventionellen Finanzsystem vereinbart werden kann. In seinem zweiten Papier untersucht er die Bedeutung von längerfristiger Finanzierung („geduldigem Kapital“) für KMU, da durch die Förderung von „digital finance“ der Anteil an kurzfristiger Finanzierung weiter zunimmt – möglicherweise mit unbeabsichtigten negativen Folgen für KMU.

Mit den Erkenntnissen aus seiner Doktorarbeit können Entscheidungsträger unterstützt werden, entsprechende Politiken auszugestalten, die KMU-Finanzierung und damit den inklusiven wirtschaftlichen Fortschritt fördern.


Christoph Sommer arbeitet im Forschungsprojekt Soziale Kohäsion in Afrika am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und schreibt seine Dissertation an der Universität Heidelberg. Er hat VWL an der Universität Tübingen, University of Botswana und der Yale University studiert.